Bericht vom Aktionswochenende gegen Tierversuche in Bremen

Unter dem Motto „Gegen Tierversuche und jede Form der Tierausbeutung“ fand vom 27.-28 April 2012 ein Aktionswochenende in Bremen statt. Anlass war die bundesweite Demonstration der Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) zum internationalen Tag zur Abschaffung der Tierversuche, die dieses Jahr in Bremen stattfand. Neben der Beteiligung an der Großdemo mit einem eigenen Block, eigenen Aktionen und einem Redebeitrag wurden zusätzlich eine Kundgebung gegen den Versuchstiertransport durch Air France/KLM und eine Abendveranstaltung organisiert.

Aufgerufen zu dem Aktionswochenende hatte ein Bündnis aus der Bremer Gruppe veganconnection, Tierbefreiung Hamburg und der Hamburger Ortsgruppe der Tierbefreier e.V. Bereits im letzten Jahr hatte es auf der bundesweiten Demonstration der ÄgT, damals in Hamburg, eine Beteiligung von Tierbefreiungsaktivist_innen, unter anderem durch einen Tierbefreiungsblock gegeben. Einen Auswertungstext dazu fist unter (http://www.tierbefreiung-hamburg.org/archives/820) dokumentiert/ wurde in der Tierbefreiung 71 veröffentlicht). Mit den Reflexionen aus dem letzten Jahr ging es erneut in die Vorbereitungen. Dem damals formulierten Anspuch, stärker eigene Akzente zu setzen, wollten wir mit der Idee eines ganzen Aktionswochenendes entgegen kommen. Dieses bot einerseits die Möglichkeit auch außerhalb des von den ÄgT gesetzten Rahmens aktiv zu werden und die Forderungen der Tierbefreiungsbewegung deutlich zu machen. Andererseits sahen wir auch die Chance, eine größere Anzahl von Personen von außerhalb nach Bremen zu mobilisieren, indem neben der Demo ein weiteres Rahmenprogramm und eine Infrastruktur angeboten wurden.

Gegen den Versuchstiertransport bei Air France/KLM

Am Freitag versammelten sich ca. 20 Aktivist_innen im Terminal des Bremer Flughafens, um vor dem dortigen Schalter von Air France/KLM zu demonstrieren. Dies fand im Rahmen der weltweiten Kampagne gegen den Versuchstiertransport bei Air France statt, die das Unternehmen auffordert, wie bereits viele andere große Airlines, den für die Tierversuchsindustrie so wichtigen Transport von so genannten Versuchstieren, hier insbesondere Affen aus Mauritius, zu beenden. Mit zahlreichen Flyern, Transparenten, Redebeiträgen durch ein Megaphon und Sprechchören wurden alle zu der Zeit anwesenden Fluggäste sowohl von Air France/KLM als auch den anderen Airlines über die Beteiligung von Air France/KLM an diesem blutigen Geschäft informiert. Da der Flughafen relativ klein ist, kam niemand an den entschlossenen Protesten vorbei.

Tierbefreiungsblock auf der Demonstration der Ärzte gegen Tierversuche

Am Samstag fand dann die Großdemonstration der Ärzte gegen Tierversuche statt, an der laut Pressberichten ca. 1500 Teilnehmer_innen teilnahmen. Stark dominiert wurde diese Demonstration von einem „Block“ des Deutschen Tierschutzbundes und Bremer Tierschutzvereins. Die anwesenden Tierbefreier_innen sammelten sich im Tierbefreiungsblock, der aus mehr als 200 Personen bestand. Dieser war deutlich sichtbar als eigener Block zu erkennen, und verdeutlichte mittels entsprechenden Transparenten, Schildern, Flyern und Sprechchören, dass nicht nur Tierversuche, sondern jegliche Ausbeutung von Tieren abzulehnen sind. Immer wieder wurde auch vor Geschäften oder Restaurants, die von Gewalt an Tieren profitieren, Halt gemacht, und hier Protest artikuliert.

Nach der Demonstration begannen auf der Bühne am Marktplatz die von den Ärzten gegen Tierversuche geplanten Redebeiträge und das Bühnenprogramm. Zunächst sprach hier wie angekündigt der Tierschützer und Biofleisch-Befürworter Wolfgang Apel. Hier kam es zu einem kleinen Tumult, da die Rede von Tierbefreiungsaktivist_innen mit Schildern, die über Apel informierten, versucht wurde kritisch zu begleiten. Eine Rekonstruktion der Ereignisse sowie eine Stellungnahme dazu finden sich unter: http://www.tierbefreiung-hamburg.org/archives/1232

Eigene Akzente setzen – Die-In vor Galeria Kaufhof

Während des weiteren Bühnenprogramms machten sich später etwa 60 Aktivist_innen auf den Weg zu Galeria Kaufhof. Das Unternehmen stand zuletzt in der Kritik, da es den Handel mit Kaninchenpelz wieder aufgenommen hatte. Vor Kaufhof wurde dann ein Die-In ausgeführt. Hier legten sich die Aktivist_innen auf einem großem Vorplatz wie tot auf den Boden, während ein Redebeitrag verlesen wurde. In dem Redebeitrag wurde allgemein auf das Leiden von und die Gewalt an Tieren in unserer Gesellschaft aufmerksam gemacht und für eine Abschaffung jeglicher Ausbeutung von Tieren plädiert. Des Weiteren wurde darauf hingewiesen, dass Kaufhof durch den Verkauf von Bekleidung mit Kaninchenfell bzw. den nicht unbefristeten Stopp der Verkaufs nun wieder Ziel von Protesten der Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung geworden ist. Die Aktion zeigte den Passant_innen sehr eindrucksvoll, welchen Status Tiere in unserer Gesellschaft inne haben

Eigene Inhalte vermitteln – Redebeitrag und Abendveranstaltung

Später konnte durch einen Redebeitrag auf der Bühne seitens der Tierbefreiungsaktivist_innen noch mal argumentativ verdeutlich werden, warum die Kritik an Tierversuchen notwendigerweise ausgeweitet werden muss auf eine Kritik an jeglicher Ausbeutung von Tieren. Der Text des Redebeitrages findet sich hier http://www.tierbefreiung-hamburg.org/archives/1227. Der Beitrag erntete viel Zustimmung von seiten der Zuhörer_innen, war aber leider ganz ans Ende des Programms gelegt, sodass viele der zuvor anwesenden Tierschützer_innen, an die sich der Beitrag explizit auch richtete, bereits nicht mehr da waren.
Im weiteren Verlauf des Tages fand dann noch eine Abendveranstaltung mit dem Thema „Tiere essen-Tiere schützen-Tiere befreien – Kritik und Perspektiven der Tierbefreiungsbewegung auf das Mensch-Tier-Verhältnis“ statt. Der Referent verdeutlichte, dass zwischen den Forderungen nach Tierbefreiung und dem Anliegen des politischen Tierschutzes eklatante Differenzen liegen. Im Fokus des Vortrages stand die Frage, warum es entgegen den Forderungen nach verbesserten Haltungsbedingungen notwendig ist, sich für die Abschaffung jeder Form der Tierausbeutung einzusetzen.
Anschließend fand angeregt vom Referenten eine Diskussion über Strategien der Tierbefreiungsbewegung statt. Hier wurde deutlich, dass die verschiedenen Teilnehmer_innen mit sehr unterschiedlichen Ansprüchen und Zielen in die Diskussion gingen und die Frage auf mehreren Ebenen verhandelt wurde. Es beteiligten sich dabei viele der anwesenden Aktivist_innen und es entwicklelte sich eine lebendige Diskussion, die den ein oder anderen weiter zu verhandelnden Aspekt aufdeckte.

Ausblick
Zum Einen wurde aus den Erfahrungen aus dem letzten Jahr gelernt: So waren wir diesmal stärker als eigener Block erkennbar, haben durch die Kundgebung am Flughafen und das Die-In eigene Forderungen eingebracht und konkrete Kampagnenziele adressiert und uns somit in die Aktivitäten der globalen Tierbefreiungsbewegung eingebracht. Auch die Kooperation zwischen der noch neuen Bremer Gruppe und den etablierteren Gruppen aus Hamburg mit den Erfahrungen aus dem letzten Jahr hatte Potential und wurde von beiden Seiten als äußerst positiv wahrgenommen. Zum anderen stellte die diesjährige prominente Position des Deutschen Tierschutzbundes, auch in Person Wolfgang Apels, uns vor eine andere Ausgangssituation. Dass Wolfgang Apel dort eine Bühne geboten wurde, war uns dabei erst nach Aufnahme der Vorbereitungen bekannt. Wie bereits im Auswertungspapier des letzten Jahres erwähnt: Eine Bündnisveranstaltung, in der nicht nur einzelne Tierschützer_innen sondern Institutionen des politischen Tierschutzes „gleichberechtigt“ neben Aktivist_innen der Tierbefreiungsbewegung teilnehmen sollen, muss zwangsläufig zu Auseinandersetzungen und Konfrontationen führen.
Tierbefreiung Hamburg

 


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